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"Überfällig" in der Hauswirtschaft

Der erste öffentliche Abend in der Hauswirtschaft und dann gleich feministisch! Was kann es besseres geben? Am Wochenende war was los in der Hauswirtschaft. Zum ersten Mal fanden an einem typisch windigen Abend im 2. Bezirk 30 Besucher*innen ihren Weg in die Hauswirtschaft. Die Hauswirtschaft ist ein neues Arbeits- und Wohnprojekt in Wien und seit etwa einem Monat kehrt in das nagelneue Haus endlich Leben ein. Die etwa 45 Wohnungen werden gerade bezogen und in den ersten zwei Stockwerken finden sich viele kleinere und größere Gewerbeflächen. Kleine Unternehmen, Firmen und Start Ups finden hier ein neues zu Hause und arbeiten vernetzt und ohne Scheuklappen neben- und miteinander. Einzelunternehmer*innen können sich im Co Working Space einen Flex- oder Fix- Desk nehmen und in der großen Gemeinschaftsküche und auf der Terrasse kann stundenlang vernetzt und geplaudert werden. Im großen Gesundheitsbereich im ersten Obergeschoß findet man Shiatsupraktiker*innen, Masseuer*innen, Psychotherapeut*innen, Physiotherapeut*innen und mit dem Yoga Leo zieht auch ein wunderschönes Yoga- und Pilatesstudio ins Haus. Auch Tamara und Martina aus dem Vemina Team werden sich hier eine Praxis teilen und einen tollen Flinta* Safe Space errichten. Vemina wird immer wieder Gruppenangebote im Haus haben und tolle Veranstaltungen anbieten. --- so wie auch letzten Samstag ---


Franka Frei, Journalistin, Autorin und Aktivistin aus Berlin besuchte uns am Samstag für eine Lesung und Diskussion ihres neuen Buches „Überfällig“. Bereits in Frankas erstem Buch „Periode ist politisch“, zeigt sie mit wie viel Humor, aber auch politischen Scharfsinn sie hochkomplexe, gesellschaftsrelevante und feministische Themen aufarbeiten kann. In ihrem aktuellen Buch „Überfällig“ beschäftig sie sich mit einem naheliegenden, aber dennoch für viele Menschen ganz neuen Folgethema, nämlich der globalen Verhütungsgerechtigkeit. Somit durfte sich das Publikum am Samstag mit Fragen wie „Ist die Pille feministisch“ und „Gib es sie nun, die Pille für den Mann?“ auseinandersetzen. Franka berichtet von ihrer eigenen Verhütungsgeschichte und mit wie viel Druck, Schmerz und Arbeit diese verbunden war. Damit ist sie nicht alleine, wie Obfrau Tamara Felbinger, die das Event moderieren darf, weiß. Tamara, selbst Sexualpädagogin und Sexologin, arbeitet nun in der Hauswirtschaft als Beraterin für Frauen* und ist Vortragende für den Sozial- und Gesundheitsbereich im Bereich Frauen*gesundheit, Kinderschutz und Prävention sexualisierter Gewalt. In ihrer Tätigkeit als Familienplanungsberaterin für die österreichische Gesellschaft für Familienplanung begegnen ihr alltäglich Frauen* die so einige Hürden (finanziell, gesundheitlich, zeitlich, …) auf sich nehmen um nicht ungewollt schwanger zu werden. Warum ist denn nun Verhütung eigentlich reine Frauensache? Franka erarbeitet zu Beginn vor allem aus historischer Perspektive wie gesellschaftspolitisch relevant das Thema Verhütung schon immer war und welche Mechanismen hinter gesteuerter Verhütungspolitik stecken. Wissenschaftlich und auch medizinisch betrachtet könnte es nämlich schon lange Zeit Verhütungsmöglichkeiten auch für Männer* geben, erklärt Franka Frei, in vielen Beispielen. Es scheitert immer an Struktur, Macht und Geld. Wie so oft. Aber es gibt auch ein Licht am Ende des Tunnels. Und dieses „Licht“ hat Franka einfach in ihrer Jackentasche dabei. Den „Androswitch“, einen Silikonverhütungsring für den Mann. Durch das erwärmen der Hoden, in dem der Ring diese näher an den Körper drückt, verringert sich die Spermienproduktion und Männer werden für die Zeit der Tragedauer unfruchtbar. Wird der Ring wieder abgenommen, kehrt die normale Fruchtbarkeit zurück. Völlig ohne Hormone. Nur durch Wärme. Der Ring ist nicht als Verhütungsmittelzugelassen (siehe oben: Struktur, Macht und Geld) aber ist dennoch bestell- und erwerbbar. Eine Gruppe junger Aktivistinnen, zu denen auch Franka gehört, hat sich um den Erfinder Maxime Labrit gesammelt und fordern endlich mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit und Studien, damit der Ring (der bereits von mehr als 10.000 Männern angewendet wird) endlich als Verhütungsmittel offiziell zugelassen werden kann. Franka macht uns Mut, zeigt Perspektiven und Möglichkeiten auch zivilgesellschaftlich Politik zu machen. In der darauffolgenden Diskussion weist sie daraufhin, dass es nicht darum geht bestehende, vor allem weibliche Verhütungsmethoden abzuschaffen, oder zu verteufeln, sondern es geht darum Vielfalt und Möglichkeiten zu schaffen um das Thema endlich gerechter verteilen zu können. Nach viel Applaus und einem großen Dankeschön, wird beim gemeinsamen Ausklang noch kräftig weiter debattiert und mit Snacks und Spritzer angestoßen. Unsere fast Nachbar*innen von o*books haben Frankas Bücher und weitere spannende Literatur zum Thema bereitgestellt und am VEMINA- Stand konnte man unsere feministischen Taschen und selbstdesignte Postkarten erwerben und damit direkt Frauen*gesundheit, Versorgungsgerechtigkeit und weiblichen Aktionismus unterstützen. Ich würde sagen, was will man mehr als Einstandsevent! Auf viele weitere solche Abende in der der „dieHauswirtschaft“. Webverweise: www.diehauswirtschaft.at

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