Verstopfungen - weit verbreitet, aber in vielen Fällen lösbar
- Elisabeth Yezbek

- 21. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
geschrieben von Elisabeth Yezbek
Verstopfungen, medizinisch als Obstipation bezeichnet, können vielfältige Ursachen haben. Man kann sie grob in zwei Kategorien einteilen:
1. primäre/ funktionelle Ursachen: Diese beziehen sich auf Störungen der Darmfunktion ohne erkennbare organische Erkrankung.
2. sekundäre/ organische Ursachen: Diese resultieren aus anderen medizinischen Bedingungen oder äußeren Faktoren.
Normaltransit-Obstipation: Die Darmpassagezeit ist normal, aber der Stuhlgang ist trotzdem selten oder erschwert.
Slow-Transit-Obstipation: Die Darmpassage ist verlangsamt, was zu selteneren und oft auch harten Stuhlgängen führt.
Dysfunktion der Beckenbodenmuskulatur: Probleme mit der Koordination der Muskeln, die den Stuhlgang unterstützen, können den Stuhlgang erschweren.
Organische Ursachen:
1. Erkrankungen:
Neurologische Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose)
Endokrine Störungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion)
Darmerkrankungen (z.B. entzündliche Darmerkrankungen, Tumore)
Psychiatrische Erkrankungen (z.B. Depressionen)
2. Medikamente: Viele Medikamente können Verstopfung als Nebenwirkung haben (z.B. Opioide, bestimmte Antidepressiva, Eisenpräparate)
3. Anatomische Anomalien: Verengungen oder andere Veränderungen im Darm
4. Ernährung und Lebensstil: Ballaststoffarme Ernährung, mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel können ebenfalls zu Obstipation führen.
Nun stellt sich die Frage: Was können wir tun?
Im Prinzip haben wir zwei mögliche Ansätze. Wir können die Peristaltik optimieren und wir können den Austritts des Stuhls fördern.
Wie können wir die Peristaltik ankurbeln?
1. Ballaststoffreiche Ernährung: Integriere mehr Vollkornprodukte, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte sowie Obst und Gemüse in deine Mahlzeiten.
2. Ausreichend Flüssigkeit: Trinke ausreichend Wasser oder ungesüßte Tees. Das Ziel liegt bei 30ml pro Kilogramm Körpergewicht/Tag
3. Regelmäßige Bewegung: Sportarten wie Laufen, Yoga oder Radfahren fördern die Darmbewegung.
4. Entspannungstechniken: Stressabbau durch Meditation oder Atemübungen kann helfen.
Austrittsprobleme in den Griff bekommen:
Der musculus puborektalis ist ein wichtiger Muskel, der den Darm umgibt. Er verläuft wie ein Hufeisen, angeheftet am Schambein, um den Enddarm herum. Er ist sehr wichtig für die Kontinenzsicherung, da er den Knick im Enddarm verstärkt. Eine zu hohe Spannung dieses Muskels bzw. wenn er beim Stuhlgang nicht entspannen kann, kann den Stuhlaustritt verlangsamen.
Diese Tipps können helfen:
1. Sitzposition anpassen: Versuche, auf der Toilette eine Hockposition einzunehmen. Verwende dazu einen kleinen Hocker, um deine Füße anzuheben. Diese Positionentspannt den musculus puborektalis und erleichtert den Stuhlgang.
2. Entspannungstechniken: Achte darauf, während desToilettengangs tief und gleichmäßig zu atmen, um dieMuskulatur zu entspannen. Lass den Beckenbodenbewusst locker und stelle dir gerne vor, wie bei jeder Einatmung der Abstand zwischen Schambein und Steißbein etwas größer werden darf.
3. Beckenbodenmuskulatur entspannen: gezieltes Beckenbodentraining mit Fokus auf die Entspannung können helfen. Außerdem gibt es Massagetechniken und Hilfsmittel, um eine zu hohe Beckenbodenmuskulatur zu lösen.
Die Sprache unseres Körpers ist das Senden von Symptomen. Verstopfungen sind eines davon. Wir sollten das Signal ernst nehmen, denn der Darm nimmt auf so viele andere Körpersysteme Einfluss - sei es das Immunsystem, das Nervensystem, das Hormonsystem, die Haut, das Stoffwechselsystem oder auch das Herzkreislaufsystem. Ganz besonderssollte man nach einer Geburt auf eine gute Darmfunktion achten, da Verstopfungen neben der oben genannten Einflüsse zusätzlich die Rückbildung der Beckenorgane negativ beeinflussen können. Physiotherapeut:innen und Osteopath:innen, die im Frauengesundheitsbereich tätig sind, können eine große Hilfe sein, wenn es sich um eine veränderte Funktion der Beckenbodenmuskulatur handelt. Auch mittels viszeraler Therapie kann die Darmfunktion angekurbelt werden. Weiters macht es viel Sinn, Unterstützung von Diätolog:innen in Anspruch zu nehmen, um Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen und gegebenenfalls zu optimieren.



